Thailands staatlicher Arzneimittelhersteller präsentierte dem Gesundheitsministerium im August 2019 seine erste Charge Cannabis-Öl. Das Land bereitet öffentliche Krankenhäuser auf die Behandlung mit medizinischem Cannabis vor.
Thailand produziert die erste Charge Cannabis-Öl
Der stellvertretende thailändische Premierminister und Gesundheitsminister Anutin Charnvirakul hielt gestern bei einem Pressegespräch eine Flasche Cannabis-Öl hoch. Die erste Charge des Öls wurde weniger als ein Jahr nach der Lockerung der Vorschriften für das Betäubungsmittel in Thailand im vergangenen Dezember ausgeliefert. Insgesamt 4.500 5ml Flaschen Cannabis-Öl wurden von der Government Pharmaceutical Organisation (GPO) geliefert. Die Ärzte würden jeden Patienten genau untersuchen und jede zu verwendende Rezeptur verschreiben, sagte Anutin Charnvirakul auf einer Pressekonferenz. Es würde keinen Schaden oder keine Abhängigkeit mit sich bringen, wenn die Verabreichung unter ärztlicher Aufsicht geschehe.
Cannabis-basierte Medizin nach einer festgelegten Formel
Während Cannabis, auch bekannt als Marihuana, in vielen Teilen Südostasiens verboten ist, sind zwei der wichtigsten chemischen Verbindungen der Pflanze – Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) – von besonderem Interesse für medizinische Forscher, die versuchen, Krebs, Parkinson und Krampfanfälle zu behandeln. THC erzeugt die berauschende Wirkung, die ein „High“ erzeugt, während Cannabidiol epileptische Anfälle reduzieren kann. Cannabisextrakte wurden in den 1930er Jahren verboten. Patienten, die an Krebs oder Krampfanfällen litten, produzierten und verwendeten jedoch weiterhin heimlich Cannabis-Präparate. Anfang des Jahres lud die thailändische Food and Drug Administration medizinische Cannabiskonsumenten ein, sich während einer dreimonatigen Amnestie zu melden. Daraus entstand später ein Register mit rund 4.000 zugelassenen Patienten. Sie erhalten eine Cannabis-basierte Medizin, die auf einer von approbierten Ärzten und traditionellen Medizinern festgelegten Formel basiert.
Cannabis-basierte Medizin auch für Ausländer
Die GPO, die über ein Cannabis-Treibhaus verfügt, produziert Öl mit THC, CBD und einer gleichmäßigen Zusammensetzung der beiden Verbindungen. Ausländern, die als anspruchsberechtigt im Rahmen des thailändischen Systems eingestuft werden, wird ebenfalls Cannabis-basierte Medizin verschrieben, sagte Herr Anutin Charnvirakul gegenüber der The Straits Times. Als Vorsitzender der Bhumjaithai-Partei hatte Herr Anutin Charnvirakul während der Parlamentswahlen im März dafür gekämpft, dass jedem Haushalt erlaubt wird, Cannabis anzubauen. So sollten die Kosten für Medikamente gesenkt werden. Angesichts der Schwierigkeit, diese Haushalte zu überwachen, kann dieses Versprechen nur schwer eingehalten werden. Anutin Charnvirakul sagte der The Straits Times, dass Cannabis auf den Geländen öffentlicher Krankenhäuser gepflanzt werden könnte, um das Angebot zu erhöhen und eine strenge Überwachung zu ermöglichen. Der Gesundheitszustand der Patienten würde genau überwacht, um die Cannabisforschung zu unterstützen.
Cannabis-Öl-Produktion wird gesteigert
Die GPO wird voraussichtlich bis zum nächsten Monat 10.000 Flaschen Cannabis-Öl produzieren und auch eine zweite Cannabiskultur anbauen, um die Produktion in den kommenden Monaten zu steigern. Je mehr man produziere, desto niedriger seien die Kosten und desto mehr könne der Anwender davon profitieren, sagte Anutin Charnvirakul . Das lange Warten des Volkes sei nun zu Ende.