Medizinisches Cannabis gegen Marihuana-Sucht: Eine australische Studie hat ergeben, dass medizinisches Cannabis dazu beitragen könnte, die Rückfallrate für Marihuana-Süchtige zu senken.
Macht Marihuana süchtig?
Zuerst einmal, macht Marihuana oder Cannabis überhaupt süchtig? Sucht unterscheidet sich von Abhängigkeit dadurch, dass sie zwei Bestandteile hat – körperlicher Zwang und geistige Obsession. Das National Institute On Drug Abuse der USA sagt hierzu: „Marihuana-Konsum kann zur Entwicklung eines problematischen Konsums führen, bekannt als Marihuana-Konsumstörung, die in schweren Fällen in Form von Sucht auftritt.“ Das National Drug & Alcohol Research Centre Australiens stellt in einem Studienbericht vor einigen Jahren fest: „Abhängige Cannabiskonsumenten, die zwei Wochen lang auf das Rauschmittel verzichteten, hatten Entzugserscheinungen, die bedeutsam genug waren, um das tägliche Leben zu beeinträchtigen, einschließlich Schlafstörungen, Angstzustände, Depressionen, Stimmungsschwankungen, körperliche Verspannungen und Appetitlosigkeit.“ Das Auftreten von physischen Beeinträchtigungen deutet darauf hin, dass Cannabis süchtig machen kann.
Medizinisches Cannabis gegen Marihuana-Sucht
Was kann also helfen, diese Sucht zu lindern? Vielleicht Cannabis – aber anders zusammengesetzt – zusammen mit einer Beratung. Eine australische Studie der University of Sydney hat angeregt, dass Cannabis-basierte Medikamente helfen könnten, das Problem zu lösen. Dies wäre ein ähnlicher Ansatz wie er im Zusammenhang mit der Nikotinersatztherapie verfolgt wird. Es hätte noch nie zuvor Beweise dafür gegeben, dass Medikamente bei der Behandlung von Cannabisabhängigkeit wirksam sein können, sagte Professor Lintzeris von der Sydney Medical School. Dies sei die erste große Studie, die zeigte, dass es sich um einen sicheren und effektiven Therapieansatz handele.
Cannabidiol und Tetrahydrocannabinol zur Suchtbekämpfung
Das in der Studie verwendete Medikament bestand zu gleichen Teilen aus dem nicht-psychoaktiven Cannabinoid Cannabidiol (CBD) und dem psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC). Das so hergestellte Mittel wird als Nabiximol bezeichnet (Markenname: Sativex). Es wird durch Sprühen unter die Zunge verabreicht. Dies trägt dazu beiträgt, gesundheitliche Beeinträchtigungen wie Atemwegsprobleme im Zusammenhang mit dem Rauchen von Cannabis zu vermeiden. Ein weiteres wichtiges Element war die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) und andere therapeutische Unterstützungsmaßnahmen. An der 12-wöchigen ambulanten klinischen Studie nahmen 128 Teilnehmer von 4 spezialisierten ambulanten Suchtbehandlungsdiensten in New South Wales, Australien, teil. Die Probanten erhielten entweder das Medikament oder ein Placebo. Die Teilnehmer hatten vorher alle erfolglos versucht, ihren Marihuana-Gebrauch einzuschränken.
Medikamentengruppe und Placebogruppe mit den gleichen positiven Ergebnissen
Es wurde festgestellt, dass Entzugserscheinungen und Verlangen gehemmt wurden. Dies führte zu einer Verbesserung des physischen und psychischen Wohlbefindens. Diese positiven Ergebnisse wurden jedoch sowohl in der Placebogruppe als auch bei denjenigen, die die echte Medizin erhalten, festgestellt. Dies war ein interessantes Ergebnis und zeigt die Wirksamkeit von Placebos. Es hätte ein hohes Maß an allgemeiner Zufriedenheit mit dem Medikament gegeben und die meisten Teilnehmer hätten angegeben, das Medikament einem Freund empfehlen zu wollen, wenn dieser eine Behandlung wünschte, sagte ein an der Studie beteiligter Wissenschaftler. Dennoch gibt es eine Reihe von Einschränkungen und Vorbehalten, die in der Studie festgestellt wurden. Eine davon ist, dass nur die Hälfte der Teilnehmer während der 12-wöchigen Periode in Behandlung blieb.