Was ist los mit Aurora Cannabis? Die Firma verlor mehr als 3 Milliarden Kanadische Dollar (C$) und der Aktienkurs sinkt. Die Aurora Cannabis Inc. meldete am Dienstag, den 22.9.2020 die Ergebnisse für das vierte Quartal.
Was ist los mit Aurora Cannabis?
Aurora Cannabis Inc. verlor in seinem kürzlich abgeschlossenen Finanzjahr ca. 2,5 Milliarden US Dollar. Das kanadische Untenehmen prognostizierte zu Beginn des neuen Geschäftsjahres am 22.9.2020 einen schwächeren Umsatz als erwartet. Es meldete im vierten Quartal Verluste von 1,86 Milliarden C$ bei einem Umsatz von 72,1 Millionen C$. Dies ist ein Rückgang gegenüber einem ausgeglichenen Quartal mit einem Umsatz von 98,9 Millionen C$ im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Aktie stürzte beim Handel nach Börsenschluss am 22.09.2020 um etwa 10 % ab.
Aurora Cannabis macht momentan keine Gewinne
Aurora Cannabis war einst wegen seiner kühnen Expansionsstrategie ein Favorit bei Investoren in der Cannabis Branche. Aber 2019 gaben die Aktien des Unternehmens um 56 % nach. Was ist los mit Aurora Cannabis? Der Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF, als branchenweite Referenz, verzeichnete insgesamt nur einen Rückgang von 36 % in diesem Geschäftsfeld. Verschiedene Faktoren von außen wirkten sich in Kanada auf die Umsätze aus. Hinzu kamen einige vorschnelle Entscheidungen des Managements, darunter eine Explosion von Ausgaben für Firmenübernahmen. Diese machten es dem Unternehmen unmöglich, Rentabilität zu erzielen. Die Verkäufe von Cannabis sind im Jahr 2020 gestiegen. Insbesondere die Coronavirus-Pandemie, hat die Nachfrage der Verbraucher verstärkt. Auch Aurora verzeichnet 2020 ein Umsatzwachstum. Dies reichte jedoch nicht aus, um einen Gewinn zu erzielen. Aurora hat deshalb versucht, die Ausgaben zu senken. Bis zum Geschäftsjahr 2021 soll ein positives EBITDA (Gewinn vor Einkommen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation) erreicht werden.
Aurora Cannabis versucht die Kosten zu senken
Um das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen, präsentierte Aurora im Juni Pläne zur Umwandlung des Unternehmens. Sie wurden als “ Rationalisierungsmaßnahmen für Betriebsanlagen“ bezeichnet und sollten zur Kostensenkung beitragen. In den nächsten zwei Quartalen sollen fünf kleinere Betriebe geschlossen werden. Zusätzlich werden einige kanadische Produktions- und Fertigungsstätten konsolidiert. Gleichzeitig wird die Produktion im Aurorawerk in Dänemark hochgefahren. In seinem Business-Update vom 8. September 2020 geht das Unternehmen auch auf die in seiner Bilanz aufgeführten Problembereiche ein. Die Pressemitteilung enthielt eine Liste von Wertberichtigungen, die das Unternehmen für das vierte Quartal erwartet. Hierzu gehören Wertminderungen des Anlagevermögens von bis zu 90 Millionen kanadischen Dollar im Zusammenhang mit der Rationalisierung von Betriebsstätten. Zudem gehört eine geschätzte Belastung von $140 Millionen in Zusammenhang mit dem Buchwert von Warenbeständen dazu. Eine bargeldlose Abschreibung von Firmenwerten und immateriellen Vermögenswerten zwischen 1,6 und 1,8 Milliarden Dollar wird ebenfalls Teil der Wertberichtigung sein.
Ankündigung von Cannabis infundierten Produkte
Aurora kündigte im Dezember 2019 eine Reihe von Cannabis infundierten Produkten an. Hierzu gehören CBD (Cannabidiol)- und THC (Tetrahydrocannabinol)-Vapes, Konzentrate und Esswaren. Seitdem hat das Unternehmen jedoch keine Updates zu neuen Produkten herausgegeben. Es hat bisher auch kein großes Interesse an Cannabis-Getränken gezeigt. Diese Entscheidung könnte sich zukünftig negativ auswirken.
Canopy Growth (NYSE:CGC) war im Vergleich hinsichtlich der Einführung neuer Cannabis infundierter Produkte deutlich aktiver. Außer Getränken brachte Canopy im Mai 2020 verschiedene mit Cannabis infundierte Schokoladen und Vape-Produkte auf den Markt. Canopy verzeichnet bereits erfreuliche Absatzzahlen. Seit der Markteinführung hat das Unternehmen fast 1,2 Millionen Getränkedosen in die kanadischen Provinzen geliefert. Allein der US-amerikanische Markt für Cannabis-Getränke könnte laut Grand View Research bis 2025 einen Wert von 2,8 Milliarden Dollar erreichen. Wenn sich die Schätzungen für Getränke als richtig erweisen, könnte Aurora das Nachsehen haben.
Aurora Cannabis und seine Wachstumsstrategie
Aurora hat sich auf das internationale Wachstum seiner Märkte konzentriert. Es hat dabei einige wenige Länder ins Visier genommen, in denen Cannabis noch nicht sein volles Vermarktungspotenzial erreicht hat. Die Firma ist in 25 Ländern auf fünf Kontinenten aktiv. Vielleicht hätte sich Aurora darauf konzentrieren sollen, seine Position in seinem Heimatland zu festigen, bevor es sich dem Ausland zuwendete. Der nahe US-Markt könnte vielleicht helfen. US-Cannabisunternehmen haben dieses Jahr ein beeindruckendes Umsatzwachstum in einem rechtlich verwirrenden Cannabismarkt verzeichnet. Obwohl Cannabis nach US-Bundesrecht immer noch eine illegale Droge ist, haben 33 Bundesstaaten und der District of Colombia medizinischen Cannabis legalisiert. Freizeit-Cannabis ist in 11 Bundesstaaten und D.C. erlaubt. Zu Auroras ersten Schritten in Richtung US-amerikanischen Markt gehört die Übernahme des CBD-Unternehmens Reliva für 40 Millionen Dollar seiner Stammaktien. Reliva betreibt rund 20.000 Einzelhandelsgeschäfte und hat in den vergangenen 12 Monaten erfolgreich ein positives EBITDA erwirtschaftet.
Neuer CEO bei Aurora Cannabis
Zu Auroras Hoffnungsträgern gehört Miguel Martin, der im September zum neuen CEO ernannt wurde. Martin war als CEO von Reliva tätig, bevor er im Juli diesen Jahres als Chief Commercial Officer zu Aurora wechselte. Es wird spannend darauf zu achten, worauf sich das Management von Aurora konzentriert. Dies gilt insbesondere hinsichtlich der drei oben genannten Punkte. Verglichen mit den Rückgängen von Canopy und Aphria um 22 % bzw. 10 % im Jahr 2020 sind die Aktien von Aurora branchenweit am deutlichsten gefallen, nämlich um fast 75 % . Der Horizons Marijuana Life Sciences Index ETF ist im gleichen Zeitraum um 8,6 % gefallen.
Wachstum durch Kostenreduzierung und Legalisierung von Cannabis in weiteren US-Staaten
Nicht alle Hoffnung ist für Aurora verloren. Das Unternehmen kann die Dinge immer noch zum Guten wenden, wenn es konsequent seine Strategie der Kostenreduzierung verfolgt. Es hat seine finanzielle Flexibilität durch Anpassungen der Kreditlinien verbessert und erklärt, dass es ab der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres 2021 Kostensenkungen von bis zu 10 Millionen kanadischen Dollar pro Quartal erwartet. Zudem wächst der kanadische Markt langsam wieder. Und in einigen weiteren US-Bundesstaaten steht dieses Jahr die Legalisierung von Cannabis auf der Agenda. Dies könnte für Aurora mehr Absatzmöglichkeiten mit sich bringen. Auch könnte die Expertise seines neuen CEO in den Bereichen Konsumgüter und Cannabis dem Unternehmen zum Vorteil gereichen.