Synthetisches CBD verringert Intensität von Krampfanfällen

Synthetisches CBD verringert Intensität von Krampfanfällen

Synthetisches CBD verringert Intensität von Krampfanfällen bei Ratten. Wissenschaftler der University of California (UC), Davis, und der University of Reading, Großbritannien, haben eine nicht-psychotoxische Entsprechung der Marihuana-Verbindung Cannabidiol (CBD) chemisch hergestellt. Dieses Analogon war zur Behandlung von künstlich hervorgerufenen Krampfanfällen bei Ratten genauso wirksam wie das aus Pflanzen gewonnene CBD.

H2CBD sicherer als CBD

Die Forscher sagen, dass der Prozess zur Synthese von 8,9-Dihydrocannabidiol (H2CBD) einfach und billig ist. Die rechtlichen Komplikationen im Zusammenhang mit Cannabis-Produkten könnten vermieden werden. Außerdem kann im Gegensatz zu CBD H2CBD nicht so einfach in das psychoaktive Cannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) umgewandelt werden.  Es sei eine viel sicherere Substanz als CBD, ohne Missbrauchspotenzial. Es erfordere zudem keinen Anbau von Cannabis, kommentierte Dr. Mark Mascal, Professor am Chemiedepartement der UC Davis. Das Team der UC Davis und der University of Reading berichtete über ihre Entwicklungsarbeiten und die Durchführung ihrer Tests an Ratten in einem Beitrag der Scientific Reports mit dem Titel „Synthetisches, ungiftiges 8,9-Dihydrocannabidiol zur Linderung von Anfällen“.

Cannabidiol (CBD) wird weiterhin untersucht

CBD ist das zweithäufigste Cannabinoid, das in der Hanfpflanze Cannabis sativa vorkommt. Die Verbindung wird weithin auf ihre potenzielle therapeutische Wirkung bei einer Vielzahl von Krankheiten und Störungen untersucht. Darunter befinden sich Angst, Glaukom, Epilepsie, Spastik, Entzündung, neurodegenerative Krankheiten, affektive Störungen und Krebs, schrieben die Forscher. Allerdings müssten alle potenziellen medizinischen Vorteile von Cannabis-basierten Cannabinoiden, insbesondere CBD, im Zusammenhang mit potenziellen Nachteilen bewertet werden. Hierzu gehörten auch gesundheitliche Nachteile, Missbrauchspotenzial, kognitive und motorische Beeinträchtigungen, psychiatrische Störungen, rechtliche Fragen und die Umweltauswirkungen des Anbaus von Marihuana.

Tetrahydrocannabiniol (THC) ist psychoaktiv

THC, das am häufigsten in Marihuana vorkommende Cannabinoid, ist weitgehend für die berauschenden Wirkungen der Pflanze verantwortlich. Es kann zudem weitere Nebenwirkungen wie Ataxie (Bewegungsstörungen) und Tachykardie (Herzrasen) verursachen. Obwohl die Verwendung von gereinigtem CBD dazu beitragen könnte, die potenziellen gesundheitlichen Bedenken im Zusammenhang mit der Verwendung von THC-haltigen Cannabispflanzenextrakten zu umgehen, gibt es dennoch Probleme, betonten die Forscher. Alle Marihuana-Extrakte, einschließlich CBD, sind in den meisten Ländern gesetzlich kontrollierte Substanzen, auch wenn einige von ihnen Cannabis für therapeutische Zwecke entkriminalisiert haben. CBD muss aus der Marihuanapflanze extrahiert werden und kann daher Verunreinigungen und andere Fremdstoffe, einschließlich Pestizide, enthalten. Und selbst bei der Verfügbarkeit von reinem CBD ist es „technisch einfach“, CBD in THC umzuwandeln. Reines THC, das kein CBD enthält, um seinen psychotropen Effekt entgegenzuwirken, sei eine potenziell gefährliche Substanz, kommentierten die Autoren.

Cannabis als Antiepileptikum

Die potenzielle Verwendung von Cannabis als Antiepileptikum ist ein besonders wichtiger Bereich der therapeutischen Forschung, betonte das Team. Historische und anekdotische Beweise, zusammen mit einigen berichteten Fallstudien, haben die „praktisch einzigartige“ Wirksamkeit von Cannabis bei einigen Arten der Epilepsie gezeigt, die auf konventionelle Therapien nicht reagiert haben. Die FDA (Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde der USA) hat kürzlich ein gereinigtes pflanzliches CBD, Epidiolex, zur Behandlung des Lennox-Gastaut- und Dravet-Syndroms zugelassen. Diese sind die beide bekannt als schwere Formen der Epilepsie im Kindesalter.

Synthetisches CBD verringert Intensität von Krampfanfällen bei Ratten

Das Team von UC Davis und Reading berichtet nun über die Synthese von H2CBD aus leicht und billig verfügbaren Chemikalien in einem einfachen, einstufigen Prozess. Es wird darauf hingewiesen, dass H2CBD nicht in Cannabisextrakten enthalten ist und somit derzeit keine reglementierte Substanz ist. Die synthetische Verbindung kann auch nicht leicht in THC umgewandelt werden. Die Möglichkeit, H2CBD im Labor zu synthetisieren, würde auch die Notwendigkeit des Anbaus von Cannabis als Kulturpflanze erübrigen. Um die antikonvulsiven Eigenschaften von H2CBD zu bewerten, testeten die Forscher die Verbindung in einem Rattenversuch mit chemisch ausgelöster Epilepsie. Die Ergebnisse zeigten, dass die Vorbehandlung der Tiere mit H2CBD genauso effektiv war wie die Vorbehandlung mit einer äquivalenten Dosis von CBD aus Cannabis. Die Anfälle, die durch das Krampf auslösende Medikament Pentylentetrazol (PTZ) hervorgerufen wurden, wurden bei beiden Substanzen gleich gut verhindert. Diese Ergebnisse zeigen eindeutig, dass H2CBD eine dosisabhängige krampfhemmende Wirkung bei akuten, durch PTZ hervorgerufenen generalisierten Anfällen bei Ratten aufweise. Diese maximale Schutzwirkung sei mit einer passenden Dosis des etablierten krampfhemmenden CBD vergleichbar.

Weitere Studien zu H2CBD notwendig

Sie seien sich bewusst, dass weitere Studien erforderlich sind, um H2CBD noch besser zu untersuchen, schreiben die Forscher.  Jedoch könne H2CBD,  wegen seiner fehlenden Missbrauchsgefahr und des Fehlens psychotroper Effekte, zukünftig als eine sicherere Alternative Anwendung finden. Mascals Gruppe arbeitet nun mit Kollegen der UC Davis School of Medicine zusammen, um weitere Studien mit H2CBD durchzuführen.  Ziel ist, bald mit klinischen Studien beginnen zu können. UC Davis hat ein vorläufiges Patent auf die Verwendung von H2CBD und seinen Entsprechungen beantragt. Mascal hat ein Unternehmen, Syncanica, gegründet, um die Entwicklung der Substanz fortzusetzen.