Der Marihuanabestandteil CBD scheint Augeninnendruck zu erhöhen. Eine der häufigsten Verwendungen von medizinischem Marihuana ist die Behandlung des Grünen Stars (Glaukom). Wissenschaftler der Indiana University (IU) haben jetzt herausgefunden, dass eine wichtige chemische Komponente der Substanz die primäre Ursache der Krankheit zu verschlimmern scheint: den Anstieg des Augeninnendrucks.
Studie zu Cannabidiol (CBD)
Bei der fraglichen Chemikalie handelt es sich um Cannabidiol oder CBD, einen nicht psychochaktiven Bestandteil von Cannabis, der zunehmend in Produkten wie Öl, Kaugummi, Cremes und Naturkost vermarktet wird. Die Studie („Δ9-Tetrahydrocannabinol and Cannabidiol Differentially Regulate Intraocular Pressure“) wurde in der Fachzeitschrift Investigative Ophthalmology & Visual Science veröffentlicht.
Marihuanabestandteil CBD scheint Augeninnendruck zu erhöhen
„Diese Studie wirft wichtige Fragen über die Beziehung zwischen den primären Inhaltsstoffen von Cannabis und ihrer Wirkung auf das Auge auf“, sagte Dr. Alex Straiker, ein Wissenschaftler am IU Bloomington College of Arts and Sciences‘ Department, der die Studie leitete. “ Sie deutet auch darauf hin, dass man mehr über die möglichen unerwünschten Nebenwirkungen von CBD wissen muss, insbesondere wegen ihrer Verwendung bei Kindern.“ Die Studie, die an Mäusen durchgeführt wurde, ergab konkret, dass CBD einen Druckanstieg im Innenauge von 18% für mindestens vier Stunden nach dem Gebrauch bewirkt.
THC senkt den Augeninnendruck
Tetrahydrocannabinol oder THC, der primäre psychoaktive Bestandteil von Marihuana, wurde, wie bereits berichtet, als ein wirksames Mittel zur Senkung des Augeninnendrucks identifiziert. Die Studie ergab jedoch, dass die Verwendung von CBD in Kombination mit THC diesen Effekt blockiert. Insbesondere fand die Studie heraus, dass männliche Mäuse acht Stunden nach der alleinigen THC-Exposition einen Augeninnendruckabfall von fast 30% erlitten. Ein geringerer Druckabfall von 22% wurde auch nach vier Stunden bei männlichen Mäusen beobachtet.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern
Der Effekt war bei weiblichen Mäusen schwächer. Diese Gruppe verzeichnete nach vier Stunden einen Druckabfall von nur 17%. Nach acht Stunden wurde kein Unterschied im Augeninnendruck gemessen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Frauen möglicherweise weniger von THC beeinflusst werden. Es ist jedoch nicht klar, ob sich dies auch auf die psychoaktiven Wirkungen der Substanz erstreckt. „Dieser Unterschied zwischen Männern und Frauen und die Tatsache, dass CBD den Augeninnendruck, den primären Risikofaktor für Glaukome, zu erhöhen scheint sind zwei wichtige Aspekte dieser Studie“, sagte Dr. Straiker. „Es ist auch bemerkenswert, dass CBD den positiven Auswirkungen von THC offenbar entgegenzuwirken scheint.“
Spezifische Neurorezeptoren identifiziert
Durch den Vergleich der Wirkung dieser Substanzen auf Mäuse ohne spezifische Neurorezeptoren, die auf THC und CBD ansprechen, konnten die IU-Forscher auch die beiden spezifischen Neurorezeptoren (genannt CB1 und GPR18) identifizieren, mit denen THC den Druck im Innenauge senkte. „Es gab vor über 45 Jahren Studien, die Beweise dafür fanden, dass THC den Druck im Auge senkt, aber niemand hat bis zu dieser Studie jemals die spezifischen Neurorezeptoren identifiziert, die an dem Prozess beteiligt waren“, stellte Dr. Straiker fest. „Diese Ergebnisse könnten wichtige Auswirkungen auf die zukünftige Forschung über den Gebrauch von Cannabis als Therapie für den Augeninnendruck haben.“